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Die Mär von der kompostierbaren Biofolie

Nachhaltig, ökologisch, klimafreundlich, kompostierbar – mit diesen Schlagworten ködern Produkt-Marketingabteilungen den umweltbewussten Verbraucher für den Kauf von zertifizierten biologisch abbaubaren Kunststoffen.

von Ulrich Schertlin

 

Nachhaltig, ökologisch, klimafreundlich, kompostierbar – mit diesen Schlagworten ködern Produkt-Marketingabteilungen den umweltbewussten Verbraucher für den Kauf von zertifizierten biologisch abbaubaren Kunststoffen. Seien es kompostierbare Biomüllbeutel, Kaffeekapseln oder sogenannte umweltfreundliche Verpackungsfolien – bei näherer Betrachtung erweist sich alles meist als Augenwischerei und Greenwashing. Warum ist das so?

Durch die Verwendung des Begriffs „Kompostierbar“ im Verkauf, landet das Produkt  wie etwa  kompostierbare Biobeutel daher (oft in gutem Glauben) im Hauskompost und der Biotonne. Im Hauskompost herrschen ganz andere Feuchtigkeites- und Temperaturbedingungen als in einer Industrie-Kompostierungsanlage. Der Abbau würde sehr viel länger dauern und man hätte Plastikteilchen im Kompost.  Zudem entstehen bei dem Auflösevorgang von Bioplastik keine wertvollen Bodenbestandteile sondern lediglich CO2 und Wasser. Der Begriff „kompostierbar“ wird oft falsch verstanden – dabei muss unterschieden werden zwischen „Heimkompostierung“ und „industrieller Kompostierung“.  Den im Haushalt anfallenden Biomüll kann man bedenkenlos in die „Grüne Tonne“ (also den Komposter) werfen. Anders verhält es sich mit dem Bio-Plastik – dies soll nach Angaben der Hersteller nur industriell kompostierbar sein.  Die DIN Norm EN 13432 definiert, dass in einer industriellen Kompostanlage der kompostierbare Kunststoff rund 60 Grad in drei Monaten zu über 90 Prozent zersetzt und in 6 Monaten zu 90 % zu CO2 abgebaut  sein muss. Problematisch ist auch die Werbung mit „OK compost HOME-Zertifikat“-Produkten vom TÜV AUSTRIA, da für die Erteilung von Heimkompost-Zertifikaten durch diesen Dienstleister weder gesetzliche Grundlagen, noch entsprechende DIN-Zertifizierungen bestehen. Auf der Homepage von TÜV AUSTRIA heißt es hierzu: „Aufgrund des vergleichsweise geringen Abfallvolumens ist die Temperatur in einem Gartenkomposthaufen deutlich niedriger und weniger konstant als in einer industriellen Kompostierungsumgebung. Die Kompostierung im Garten ist daher ein schwieriger und langsamer Prozess“. Viele Abfallverwerter haben dazu aber meist gar nicht die Lagerkapazitäten.

 

Wie sieht das Ganze in der Realität aus?

Wir haben den hiesigen Komposthof in Pfullingen besucht. Hier werden monatlich 7000 Tonnen Biomüll aus den Reutlinger Kreisgebiet angeliefert (ohne die Stadt Reutlingen) und mit ca. 2000 Tonnen Häckselgut vermischt. Eigentlich ist die Nutzung von sogenannten kompostierbaren Biomüllbeuteln im Kreis Reutlingen verboten, weil sich die Beutel innerhalb der 3,5 Monate Rottezeit nicht vollständig abbauen. Sie zerfallen relativ schnell in kleine Schnipsel, verunreinigen den Kompost. Der Anblick des angelieferten Biomülls offenbart aber dann schon sehr viel Plastik und Störstoffe: Biomüllbeutel, PE-Müllbeutel, Plastikflaschen uvm.. Es scheint, als kümmerne sich viele Biotonnennutzer nicht um die bestehenden Richtlinien. Wie bekommt man da am Ende aus dieser Masse Kompost?

 „Die Plastiktüten von Hand zu entfernen wäre zu zeitaufwändig und aus hygienischen Gründen dem Personal nicht zumutbar“ , so Kurt Dimmler vom Abfallwirtschaftsamt Reutlingen. Er bedauert den hohen Anteil an Störstoffen. Das Abfallwirtschaftsamt bietet kostenlose Führungen in der Kompostierungsanlage an, um das Bewusstsein für die Notwendigkeit von sauberer Mülltrennung zu schärfen.

Zuerst kommt die Biomasse (mit allen Fremdstoffen) in die sogenannte „Vorrotte“ – hier werden eine Vielzahl von Mikroorganismen (Bakterien, Pilze etc.) aktiv.

Durch die Zersetzung der leicht verdaulichen organischen Substanz, die im Wesentlichen aus Eiweiß, Fett und Kohlenhydrate- besteht, entsteht Wärme und es können bis zu 65 Grad erreicht werden – dies nennt sich auch „Hygienisierung“, da hierbei Wildkrautsamen und Keime abgetötet werden. Die Kompostmieten werden in einem regelmäßigen Zeitraum mit einem Umsetzer gewendet. In der Haupt- und Nachrotte bilden sich schließlich wertvolle Humusstoffe und der Fertigkompost (immer noch stark durchsetzt mit Fremdmaterial) wird mehrfach mit verschieden großen Siebtrommeln gereinigt. Wieviel Kunststoff-Abfall dabei innerhalb von einem halben Jahr anfällt, ist erschreckend und beeindruckend. Ausgesiebt werden auch viele halbzersetzte Bio-Beutel – die nun wie alles andere Plastik in die thermische Verwertung überführt werden.  Ist der Kompost letztlich ausreichend gesiebt, kann er direkt vor Ort erworben werden. Überwacht wird die Qualität durch die Bundesgütegemeinschaft Kompost e.v. (BGK), die sehr strenge Vorgaben hat.

 

Die Mopack-Meinung:

Der Traum von biologisch vollständig abbaubarem Kunststoff ist zu schön, um wahr zu sein. Kompostierbare Kaffeekapseln, Müllbeutel etc. – wer möchte das nicht? Die Realität sieht anders aus. Eine Zersetzung dauert im Heimkompost extrem lange, auch industrielle Kompostierung führt nicht zur vollständigen Auflösung des Produkts. Kleinste Bestandteile bleiben im Kompost zurück da sie nicht ausgesiebt werden können und landen so als Mikroplastik wieder in der Umwelt. Nachhaltiger als „kompostierbar“ gekennzeichnete Produkte ist die normale Plastikfolie mit/oder ohne Recyclinganteil – richtig (also sauber getrennt) entsorgt, kann diese zu 100% recycelt werden, bleibt somit im Wertstoffkreislauf und spart so Ressourcen. Ein weiterer Punkt, der für die Standard-Folie spricht ist der Preis: sie ist wesentlich günstiger als die vielfach beworbenen „Bio-Folie“.